Korrektes und vollständiges Gendering
Einführung und Speicherung des Geschlechtes zur Datenverarbeitung

Ein korrektes Gendering hängt weniger von einer political correctness ab, welche im Bemühen besonders gerecht und gleichberechtigt erscheinen zu wollen oft sehr unsinnige Konstrukte oder solche erzeugt, die gerade das Gegenteil bewirken. Vielmehr sind die Umstände, die verwendete Sprache und deren Regeln selbst und besonders der Inhalt der Kommunikation heranzuziehen, um eine saubere und korrekte Information zu gewährleisten ohne dabei den Text übergebühr auszuweiten und vor allem die Lesbarekeit zu erhalten.

Technische Konstrukte wie etwa das oft verwendete Binnen-I, welches nicht nur den allgemeinen Rechtschreibregeln wiederspricht, stellen beispielsweise eine Einschränkung der Lesbarkeit und Verständlichkeit des Textes dar, es zeugt von einer entsprehenden Denk- und Schreibfaulheit und bewirkt auch besonders durch die übertriebene Verwendung an allen zur Verfügung stehenden Plätzen keine gleichförmige und gerechte Ausdrucksweise, sondern erzeugt häufig gerade nur eine Umkehrung und noch häufiger eine Ablenkung vom Inhalt, weil das Konstrukt seine Lächerlichkeit präsentiert. Ähnliches gilt auch für kurze Mehrfachnennungen mit Schrägstrich und dergleichen.

Beispiel: Unsere sehr verehrten MitarbeiterInnen können sich allesamt die geforderten Damenartikel leisten.

Noch schlimmer: Sehr geehrte gebährende und Innen.

Besonders die Verwendung des Plural zeigt in den meisten Sprachen, wie auch im Deutschen, implizit eine Geschlechtsfreiheit, da ja bei mehr als einer Person gleichzeitig ohnehin die Geschlechter gemischt auftreten können. Diese dann noch zusätzlich mit einem Femininum ausstatten zu wollen zeigt nur ein entsprechendes Unverständnis für die Sprache und den Zweck von Kommunikation.

Die Verfechter der geschlechtsspezifischen akatemischen Grade oder sonstigen Titulierungen sollten sich auch überlegen, wie diese begründbar sind, da ja beispielsweise die Ansprache Herr Magister Nachname und Frau Magistra Nachname keinen wirklichen Vorteil und auch keinen sinnvollen Effekt erzeugt, wenn sie unterschieden werden. Da besteht eher die Gefahr, dass jemand auf die Idee kommt sich zu fragen, welchen qualitativen Unterschied die unterschiedlichen, aber für den eigentlich selben Zweck geltenden, Titel nun haben mögen. Vielleicht ist gerade das aber ja auch gewollt? Mann kann sich bestenfalls überlegen, bestmöglich neutrale Begriffe zu verwenden, wie das folgende Beispiel zeigt.

Statt Unser Herr Landeshauptmann und Unsere Frau Landeshauptfrau eher Unser Landeshaupt.

Ohnehin sollte der Drang unterdrückt werden ein Formalgeschlecht, welches sich aus den Eigenheiten einer Sprache wie dem Deutschen ergibt, mit einem realen Geschlecht eines evtl. inhaltlich gemeinten Menschen direkt in Beziehung setzen zu wollen, was sich bei der Anwendung der verschiedenen Fälle und des wechsels zwischen Singular und Plural ohnehin rächt, da hier ja oft das Formalgeschlecht gewechselt wird.

Beispiel: Der Diener im Singular aber Die Diener im Plural. Diese Pluralanwendung mit Die DienerInnen wäre in dem Zusammenhang inhaltlich völlig falsch, ja sogar irreführend.

Sollten mehrere Personen eines bestimmten Geschlechtes gemeint sein, so kann in diesem Fall ja das Geschlecht mit angegeben werden.

Beispiel: Die weiblichen Diener, oder die männlichen Diener.

Sinnvoll und richtig kann es also nur sein, bei jeglicher Information und Kommunikation das Geschlecht in Form der bestimmenden Worte Frau und Herr dort zu verwenden wo es notwendig ist, ansonsten aber die Inhalte weitgehend frei von geschlechtsspezifischen Angaben zu halten oder geschlechtsneutral zu agieren und nicht durch Anwendung mehrerer Geschlechtsformen glänzen zu wollen, was in Zukunft ohnehin einen zu hohen Aufwand erzeugen würde.


Speicherung des Geschlechtes in der Datenbearbeitung

Zur Bearbeitung von Daten sei grundsätzlich gesagt, dass nur soviele Daten gespeichert und entsprechend verarbeitet werden sollen wie unbedingt notwendig. Mehr Daten bedeuten nicht nur entsprechend mehr Aufwand in allen Systemen und auch in der Bearbeitung durch die jeweiligen Personen, sondern können auch gegebenenfalls eine rechtliche Problematik erzeugen. Details hierzu sind aber nicht Teil dieses Dokuments. Hier soll nur auf die notwendigen Details hingewiesen und ein entsprechener Ansatz dargestellt werden.

Nicht zuletzt aus aktuellem Anlass sei ersteinmal darauf hingewiesen, dass die bisherige Einteilung in weiblich und männlich bei natürlichen Personen und gegebenenfalls noch einem Neutrum bei Sachen oder rein formalen Anwendungen nicht mehr ausreichend ist, seit die Gerichte in Deutschland und Österreich quasi das Recht auf ein anderes Geschlecht als die beiden erstgenannten bestätigten. Auslöser hierfür waren Beschwerden von Personen mit Transgenderstatus, welche sich nach ihrer Operation und Jahren der Erkenntnis nun weder dem einen noch dem anderen Geschlecht zugehörig fühlen und nun beispielweise im Pass ein Geschlechtslos eintragen lassen wollten.

Zu den traditionell vorhandenen Geschlechtern weiblich und männlich sind also von nunan mindestens noch Geschlechtslos und Mehrgeschlechtlich erforderlich, welche sich durchaus auch aus natürlichen Gegebenheiten ergeben können (siehe beispielsweise Hermaphrodit oder den Chimära), sowie transgender als künstliche Form und weiters strategische Formen wie unbekannt und spezial.

Zusammengefasst ergeben sich also unsere Vorschläge wie in der folgenden Tabelle dargestellt. Es werden neben den Namen in den Sprachen Deutsch[de] und Englisch[en] auch standardisierte Kurzzeichen und ebenso standardisierte Indexnummern angegeben.

Die Angabe eines akademische Grades oder eines Titels wird in der bisherigen Form beibehalten.

NrZeichenBedeutungText[de]förmliche Anrede[de]persönliche Anrede[de]Text[en]förmliche Anrede[en]persönliche Anrede[en]Beschreibung
0oobscurumunbekanntSehr geehrtes NachnameLiebes VornameunknownDear Mx. NachnameDear Vornameunbekanntes Geschlecht oder keine Angabe
1ffemininumweiblichSehr geehrte Frau NachnameLiebe VornamefemaleDear Ms. NachnameDear Vornameweibliches Geschlecht
2mmasculinummännlichSehr geehrter Herr NachnameLieber VornamemaleDear Mr. NachnameDear Vornamemännliches Geschlecht
3nneutrumohneSehr geehrtes NachnameLiebes VornamenoneDear Mx. NachnameDear Vornamekein Geschlecht/geschlechtslos
4umulti unanimummultiSehr geehrtes NachnameLiebes VornamemultiDear Mx. NachnameDear Vornamemehrfaches Geschlecht etwa durch gleichzeitiges Vorhandensein weiblicher und männlicher Geschlechtsmerkmale oder unterschiedlicher DNA oder Blutgruppen bei natürlichen oder künstlichen Chimären
5sspec(-ialis)(-ies)spezialSehr geehrtes NachnameLiebes VornamespecialDear Mx. NachnameDear Vornamebesonderes Geschlecht: Wird verwendet, wenn eine Standardisierung derzeit nicht möglich ist. In diesem Fall wird das Geschleicht, bzw. dessen Beschreibung, separat angegeben.

Grundsätzlich wird bei der Erfassung eines Geschlechtes immer der aktuelle Zustand erfasst. Ist es zum Zwecke der Bearbeitung - beispielsweise im medizinischen Bereich - notwendig verschiedene Stati zur Verfügung zu haben, so ist es erforderlich, für jeden einzelnen Bereich die entsprechende Erfassung durchzuführen und getrennt zu Erfassen.

Beispiel: Ein Transgender der vor der Operation männlich und danach weiblich ist aber bevorzugt als unbekannt tituliert werden möchte, braucht in diesem Fall eine Angabe mit m also männlich vor und eine weitere Angabe mit f also weiblich nach der Operation. Für den Schriftverkehr ist dann das u für unbekannt zu verwenden.



Erstellt: Ing. S. Schatteiner, 2018/02/12
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